Exkursionen
17.09.2022
Exkursion zur Veranstaltung "Rückkehr in die Höhle Býčí skála"
Unter diesem Motto fand die 150 - Jahresfeier anlässlich der ersten Publikation über die Höhle Býčí skála von Heinrich Wankel statt. Auch Orbis Ferrorum war bei diesem Event zur Frühen Eisenzeit Tschechiens dabei!
Doch worum handelt es sich bei der Höhle eigentlich? Die Höhle Býčí Skála ("Stierfelshöhle") ist ein späthallstattzeitlicher Kultplatz im mährischen Karst, der in der zweiten Hälfte des 6. und dem 5. Jh. v. Chr. von der lokalen Bevölkerung aufgesucht und genutzt wurde. Wie diese Benutzung tatsächlich aussah, ist bis heute nicht vollständig geklärt und gestaltet sich ambivalenter, als auf den ersten Blick angenommen werden könnte.
Die
Höhle Býčí skála ist seit 150 Jahren Gegenstand zahlreicher
Forschungen. Der erste Ausgräber der Höhle, Heinrich Wankel, bestand
darauf, dass die Höhle aufgrund der nur fragmentarisch erhaltenen
menschlichen Überreste von 40 Individuen als Begräbnisstätte eines
lokalen Fürsten und dessen, ihm geopferten, DienerInnen genutzt wurde.
Die neuere Forschung zeichnet jedoch ein anderes Bild: Bis auf zwei
Schädel weist keiner der Knochen die für einen rituellen Mord typischen
Schnittspuren oder Hinweise auf eine damit verbundene Zerteilung auf. Ob
die vorhandenen Schnittspuren durch eine Handlung vor oder kurz nach
dem Tod der Individuen entstanden, kann nicht hinreichend geklärt
werden. Außerdem zeigen die über 1000 Funde, dass die Stätte über einen
längeren Zeitraum von etwa 125 Jahren genutzt wurde, sodass es sich
nicht um eine singuläre Bestattung gehandelt haben konnte.
Für
eine vielseitigere Benutzung der Höhle sprechen außerdem die Funde des
"Werkstättenbereichs", welche in dieselbe Zeit datieren (6. Jh. v. Chr. -
5. Jh. v. Chr.). In diesem Areal der Höhle dokumentierte H. Wankel
unter einer dicken Kohleschicht zahlreiche zerknitterte und zerbrochene
Bronzebleche, die - ähnlich wie im späthallstattzeitlichen Grabhügel von
Hochdorf - für eine Produktion der Bei- bzw. Opfergaben innerhalb der
Höhle sprechen. Dieses Argument wird außerdem durch den Fund von
unzähligen Spinnwirteln und Schmauchspuren auf der Höhlendecke
unterstrichen. Damit könnte die Höhle sowohl als Bestattungsort und
Opferplatz als auch als Werkstätte genutzt worden sein.
Das
gleichzeitige Verschwinden der hallstattzeitlichen Hügelgräber in
Südmähren sowie ein ähnliches demographisches Bild der aufgefundenen
Individuen innerhalb der Höhle und in den zuvor genutzten Hügelgräbern
zeugen davon, dass die Benutzung der Höhle Býčí skála als Resultat der
sich verändernden Bestattungssitten der späthallstattzeitlichen Eliten
interpretiert werden könnte. Für diese Annahme sprechen nicht nur die
zahlreichen, mit Beigaben aus den Hügelgräbern vergleichbaren Schmuck-
und Trachtbestandteile (Arm-, Fuß-, und Fingerringe, Bernstein- und
Glasperlen, Diademe, Situlen, lokale Keramik, Pferdegeschirr, etc.; vgl.
Abb. 1/2), sondern auch die Reste von mindestens sechs vierrädrigen
Wagen (Abb. 3). In der Höhle Býčí skála findet sich somit das höchste
Vorkommen von mit Metall beschlagenen Wagen der späten Hallstattzeit in
Mitteleuropa. Werden ähnliche Wagen z.B. aus Baden- Württemberg (
Hochdorf) vergleichend beobachtet, sind die mährischen Wagen nicht nur
ein Indiz für den großen Reichtum der mährischen Elite der
Späthallstattzeit, sondern auch für den überregionalen Kontakt mit
anderen Gruppen Mitteleuropas.
Der
bekannteste Fund der Höhle, die Statue eines Stieres aus Bronze (Abb.
4), sowie die Rekonstruktion eines der Wägen könnt ihr im NHM
Naturhistorisches Museum Wien besichtigen!
Quellen:
Martin
Golec, Zdeněk Tvrdý (2009): Wankel's manuscript of the skulls from the
Býčí Skála Cave, Acta Musei Moraviae - Scientiae sociales XCIV, 163-200.
Heidi
Peter- Röcher (1998): Die Býčí Skála Höhle in Mähren - Opfer, Ahnenkult
und Totenritual in der Hallstattzeit, Das Altertum, Vol. 44, 3-30.
Da das Interesse an der Býčí skála Höhle so groß war, wollen wir euch abschließend hier auch noch ein paar Impressionen aus der Höhle und dem Museum in Blansko (https://www.muzeum-blanenska.cz/) zeigen:
30.04.2022
Exkursion ins MAMUZ Museum Mistelbach
zusammen mit unserem Partnerverein AFIN
Ausstellung: KÖNIGREICHE DER EISENZEIT
"Das MAMUZ Museum Mistelbach zeigt ab 19. März 2022 die neue Sonderausstellung "Königreiche der Eisenzeit" und begibt sich damit auf die Spuren dieser Epoche. Mit dem Aufkommen des neuen Werkstoffs Eisen kam es im 8. vorchristlichen Jahrhundert zu fundamentalen Umbrüchen in der Gesellschaft, die sich in zahlreichen technischen, wirtschaftlichen und religiösen Neuerungen niederschlugen. An der Spitze der Gesellschaft bildete sich eine durch den Handel reich gewordene Elite, die unter monumentalen Grabhügeln prunkvoll bestattet wurde. Kostbare Grabbeigaben wie kunstvoll dekorierte Geschirrsets zeugen von üppigen Gastmählern an den Königshöfen. Mit einzigartigen archäologischen Objekten und spektakulären Rekonstruktionen vermittelt die Ausstellung unvergessliche Eindrücke von den ersten Königreichen Mitteleuropas."
Weitere Informationen zur Ausstellung
Es war uns ein Volksfest!
Hier ein paar Eindrücke (ACHTUNG Spoiler! ;) )
Fotos: Orbis Ferrorum.
